VI. Bauabschnitt

Beim letzten in den Jahren 1929-1930 erstellten Bauabschnitt südlich der Parchimer Allee stand Taut weniger Bodenfläche zur Verfügung. Daraufhin ordnete er Reihenhäuser und Stockwerkswohnungen beiderseits der Gielower Straße in zwei mal sieben parallel gestellten Zeilen an. Auch hier umgeben, wie bei den ersten beiden Bauabschnitten, höhere dreigeschossige Mehrfamilienhäuser einen Innenbereich mit niedrigeren zweigeschossigen Einfamilienhauszeilen.

An der Parchimer Allee und an der Gielower Straße schob Taut jeweils einen gegen den Zeilenanfang versetzten Kopfbau in den Straßen- und Grünraum vor, so dass die im Zeilenbau übliche Durchlässigkeit der Siedlungsflanken vermieden wurde. An der Gielower Straße ergibt sich damit eine sehr reizvolle Sequenz kleiner, kubischer Baukörper, die in ihrer klaren Kantigkeit und weißen Farbfassung dem "International Style", der weißen Moderne der Zeit um 1930 nahestehen.

Die Kopfbauten zur breiteren, stärker befahrenen Parchimer Allee sind dreigeschossig und bilden mit ihrer tiefroten Fassung eine massive Abgrenzung zwischen dem öffentlichen Straßenraum und dem Inneren des Bauabschnittes. Wohnwege verlaufen dicht vor den Westseiten der Häuserreihen. Die Hauseingänge liegen jedoch an den Ostseiten, der einzige Zugang zum Haus führt durch den parzellenbreiten  Mietergarten.

Für die kompakte, nach Innen gekehrte Form dieses letzten Siedlungsabschnittes entwickelte Taut ein Farbkonzept mit vier Fassadenfarben – weiß, gelb, rot und türkisgrün. Zu jeder Fassadenfarbe gehört eine bestimmte Farbkombination für Fenster und Türen, so dass sich ein vielfältiger Farbwechsel ergibt. Durch eine gleichmäßige und einheitliche Tönung der Reihenhauszeilen wird im Inneren des Gebietes ein farblich geschlossenes Bild erzeugt. Eingangs- und Rückseite haben in allen Reihen einen abwechselnden roten oder gelben Putz erhalten. Die farblich abgesetzten Kopfbauten – weiß an der Gielower Straße, rot an der Parchimer Allee – wirken hierbei als Klammer, ähnlich wie die weiß gefassten Loggienbänder der Stockwerksbauten der beiden außen liegenden gebogenen Zeilen den Siedlungsteil abschirmen.

Durch den rationellen Einsatz weniger Bauelemente, die konsequente Verwendung des Flachdaches, den weitgehenden Verzicht auf Vor- und Rücksprünge der Baukörper sowie attraktive Details bei Fensterauschnitten und -konstruktion zeigt sich der südliche gelegene sechste Bauabschnitt weitaus städtisch-sachlicher und weniger dörflich-idyllisch als die beiden frühen Bauabschnitte nördlich der Parchimer Allee. Dies kann zum Einen aus der Kürzung der Fördergelder aus dem Aufkommen der Hauszinssteuer erklärt werden, spiegelt zum Anderen aber auch die allgemeine Entwicklung um 1930, die den "International Style" als Etappe in der Stilgeschichte der Moderne hervorbrachte.