I.-II. Bauabschnitt

Vom Hufeisen gehen strahlenförmig nach Norden und Süden schmale Wohnstraßen mit niedrigen Einfamilienhausreihen ab, zu denen Mietergärten in Streifenform gehören. Auf den ersten Blick fast unmerklich, stellte Taut jede Hausreihe in ein feingliedriges Bezugssystem aus versetzten Baufluchten, asymmetrischen Anordnungen und gezielten Lückenbildungen. Meisterhaft führt er hier vor, dass die Beschränkung auf zwei Haustypen bei 472 Einfamilienhäusern in einer variantenreichen Anordnung und Detailausführung nicht zwangsläufig zu monotoner Wiederholung führt: Jede Straße erhält einen eigenen Charakter durch vor- und zurückspringende Hausgruppen oder Kopfbauten, die den Raum optisch erweiten oder verengen.

Noch ausgeprägter als in der Gartenstadt Falkenberg wirkt in der Britzer Siedlung die Farbe raumgestaltend und unterstreicht die städtebaulichen Figuren und Ihre Anordnung zueinander. So verdeutlichen einheitlich weiß-blau gehaltene Hauseinheiten die geschlossene Form des Hufeisen-Runds, wobei im Inneren nur die Innenwände der Loggien und zur Straße hin Drempel und Treppenhäuser blau gefasst sind. Bei den umgebenden Einfamilienreihenhäusern löste Taut sich von einer blockweisen einheitlichen Farbgebung. Mit Hilfe einer differenzierten Farbigkeit mit kräftig roten, gelben, weißen oder blauen durchgefärbten Strukturputzen (Madenputz) machte er städtebauliche und räumliche Zusammenhänge optisch erfahrbar. Jede Hausreihe oder -gruppe bekam ihre eigene Farbe, jeder Straßenzug erhielt seine eigene räumliche Farbidentität.

Die Reihenhäuser mit Steildächern und Gärten werden auf drei Seiten, zu den Hauptverkehrsstraßen hin, von dreigeschossigen, flachgedeckten Wohnblöcken stadtmauergleich abgeschirmt – ein städtebauliches Grundkonzept, das wohnungsreformerischen Vorstellungen vor dem Ersten Weltkrieg folgt.