Das Hufeisen
Am augenfälligsten zeigt sich die Integration von Architektur und Topographie beim Wahrzeichen der Siedlung: beim Hufeisen. Taut legte um eine Teichsenke in der Mitte des Geländes eine 350 Meter lange dreigeschossige, hufeisenförmige Bebauung – gebildet aus der 25-maligen Reihung nur eines Haustyps –, die einen großen gemeinschaftsbildenden Grünraum formt. Städtebautypologisch ist das Hufeisen eine origineller Zwitter zwischen Blockrand und Zeile, denn schließlich ist der Bau nichts anderes als eine 350 Meter lange Zeile, die so gebogen wurde, daß sie die Hufeisenform erhielt. Die Wohnräume mit Loggien, alle mit demselben Grundriss, sind also, dem Rund folgend, nach Süden, Westen oder Norden orientiert, die Eingänge liegen alle an der Außenseite des Runds.
Neben der Integration eines eiszeitlichen Pfuhls als formgebendes Element für den zentralen Teil der Siedlung wurde versucht, für alle Bewohner der Siedlung gleiche Wohnbedingungen zu schaffen: Jede Wohnung verfügt über eine Loggia oder einen Balkon, die stets den Gartenanlagen zugewandt liegen und zwischen Außen und Innen vermitteln. An die Einfamilienhäuser grenzen jeweils Gärten in der entsprechenden Hausbreite, zwischen den Häuserzeilen liegt jeweils ein 40–60 Meter breiter Gartenraum.
Die Grünfläche im Inneren des hufeisenförmigen Zeilenbaus gliedert sich in einen öffentlichen Bereich im Zentrum und in private Mietergärten, die dem Gebäude vorgelagert sind. Eine Hainbuchenhecke und ein umlaufender öffentlicher Weg trennen diese Bereiche. Im Zentrum der öffentlichen, parkähnlichen Anlage sahen Taut und Migge eine streng gefasste, staudenumsäumte Teichanlage mit einer breiten, theatralisch ins Innere des Hufeisens einladenden und überleitenden Freitreppe vor.
Im Gegensatz zu den anderen Gärten des I. und II. Bauabschnittes erhielten die Mietergärten im Hufeisenring eine einheitliche Grundausstattung. Markante Böschungen teilen die ehemals meist als Gemüsegärten genutzen Freiflächen in drei Terrassenstufen ein. In den Gärten waren meist Gemüsebeete und an den Terrassen Blumenbeete angelegt. Prägendstes Element waren aber zwei Reihen Obstbäume, die die Hufeisenform in den Gärten nachzeichnete: direkt hinter den Hainbuchenhecken ließ die GEHAG nach dem Konzept Migges eine Reihe Schattenmorellen pflanzen und auf der mittleren Ebene Apfelbäume.