Offener Brief an die BVG

Aus Anlass der Neugestaltung des zum Welterbe zählenden U-Bahnhofs Blaschkoallee versandte der Verein der Freunde und Förderer der Hufeisensiedlung Berlin Britz e.V., vertreten durch den Vorstand, am 14.10.2014 folgenden Brief:

 

 

Berliner Verkehrsbetriebe AöR
Vorsitzende des Vorstands
Frau Dr. Sigrid Evelyn Nikutta
Holtzmarktstraße 15-17
10179 Berlin

 

Berlin, den 14. Oktober 2014
Offener Brief: Gestaltung des U-Bahnhofes Blaschkoallee

 

Sehr geehrte Frau Dr. Nikutta,

mit Freude haben wir nach den Sommerferien wahrnehmen können, dass der U-Bahnhof Blaschkoallee, insbesondere der südliche Ausgang, jetzt fast fertiggestellt ist. Viele Menschen freuen sich in unserer Umgebung nun über den Aufzug, der den Zugang erheblich erleichtert, wenn man mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Fahrrad unterwegs ist oder einem das Treppensteigen schwer fällt.

Wie Sie sicher wissen – auf unser Engagement hin hat Ihr Haus vor einigen Jahren besondere Hinweisschilder angebracht – liegt der U-Bahnhof an der nordöstlichen Ecke der Hufeisensiedlung von Bruno Taut, die wohl den bekanntesten Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Berliner Siedlungen der Moderne darstellt.

Über die Innengestaltung des U-Bahnhofs lässt sich sicher streiten, eine Mehrheit empfindet die keramische Wandverkleidung und Beleuchtung als zu dunkel gewählt. Aus denkmalpflegerischer Perspektive wäre wahrscheinlich die Wahl ähnlicher Riemchen, wie sie sich dort zuvor befanden, angebracht gewesen.

Aus unserer Sicht aber kann vor allem die Bilderauswahl der Fotokeramik nicht überzeugen. Einige der Bilder zeigen Gebäude der Hufeisensiedlung, das prominente Hufeisen (warum nicht z.B. ein großes Luftbild wie im U-Bahnhof Rathaus Neukölln?) oder die „Rote Front“ finden sich jedoch nicht. Die gezeigten Gebäude haben zudem fast ausnahmslos nicht denkmalgerecht gestaltete Vorgärten und könnten als schlechtes Beispiel dienen. Darüber hinaus scheint es sich bei den Fotografien um Amateuraufnahmen zu handeln.

Wir empfinden es als vertane Chance, dass bei der Gestaltung des U-Bahnhofes keine angemessene Bürger- bzw. Expertenbeteiligung stattgefunden hat. Der Bahnhof hätte als erste Informationsstation für die sehr zahlreichen Besucher der Siedlung genutzt werden können. Wir hoffen sehr, dass auf die Hufeisensiedlung, wie zuvor, noch entsprechend mit Wegweisern hingewiesen wird.

Nach unseren Informationen soll in den nächsten Jahren der U-Bahnhof Parchimer Allee, der sich ebenfalls in der Hufeisensiedlung befindet, renoviert werden. Wir bieten Ihnen bzw. Herrn Kutscher sehr gerne unsere Mithilfe und Beratung bei der Gestaltung des U-Bahnhofs Parchimer Allee an. In diesem Zusammenhang dürfen wir darauf hinweisen, dass sich beide U-Bahnhöfe in der sog. Pufferzone (vgl. dazu Rz. 103 ff. der Richtlinien für die Durchführung des Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt, Stand 2008) rund um das Welterbe befinden. Einen offiziellen Lageplan mit Kennzeichnung haben wir beigefügt. Vor diesem Hintergrund erachten wir auch eine Abstimmung baulicher und gestalterischer Maßnahmen mit den Denkmalbehörden als unabdingbar, unabhängig davon, ob es sich bei den U-Bahnhöfen selbst um Denkmale handelt. 

 

Mit freundlichen Grüßen



Für den Vorstand
Wolfgang Colwin (Vorsitzender)
Prof. Dr. Christoff Jenschke (Stellv. Vorsitzender) 

 

 

Anhang: Kopie des Original-Anschreibens im PDF-Format