Live-Präsentation der Informationsplattform
Einladung für Presse und Bewohner zur
Feierlichen Live-Vorstellung
der Internetgestützten Informationsplattform
für das UNESCO-Welterbe Hufeisensiedlung
Montag, 21. Februar 2011, 19:00 Uhr
Aula der Fritz-Karsen-Schule, Onkel-Bräsig-Str. 76/78, 12359 Berlin
Pressemitteilung (8.400 Zeichen) · als PDF laden
Themen: Hufeisensiedlung, UNESCO-Welterbe, Denkmalschutz, Architektur
Bürgerinformation, Website-Modellprojekt, Wissensvermittlung, Neukölln
WELTERBE IM HERZEN NEUKÖLLNS – DIE HUFEISENSIEDLUNG
Die von Bruno Taut 1925-1930 entworfene Hufeisensiedlung gehört zu den international bedeutendsten städtischen Siedlungen ihrer Zeit. Sie steht seit 1986 als Ensemble unter Denkmalschutz. Am 7. Juli 2008 wurde sie gemeinsam mit fünf weiteren Berliner Siedlungen in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Ihre Anlage war wegweisend für den Reformwohnungsbau, sie inspirierte Stadtplaner weltweit und ist bis heute jedem Architekturstudenten ein Begriff.
Trotz Ihrer zentralen Lage inmitten Neuköllns wirkt die prominente Siedlung idyllisch und fernab vom hektischen Treiben der Großstadt. Wer hier flaniert oder wohnt, bewegt sich durch eher beschauliche von einheitlichen Bäumen gesäumte Straßen, kleine Stichwege, viel Grünflächen und – ein spezielles Merkmal des Architekten – farbenfreudig verputzte Häuserfassaden. Die Anlage rund um das weltweit berühmte Wahrzeichen, einem zentralen hufeisenförmigen gebogenen Bau von 350 Metern Länge, umfasst 1.963 Wohnungen, mehrere öffentliche Freiflächen sowie 679 Reihenhauseinheiten mit je einem kleinen Garten.
Um Berlins jüngstes Welterbe auch zukünftig so einheitlich und denkmalgerecht erhalten zu können, besteht allerdings Handlungsbedarf: In Folge des 1998 erfolgten Verkaufs der ehemals städtischen Wohnungsbaugesellschaft GEHAG haben die meisten der Reihenhäuser in den letzten Jahren den Besitzer gewechselt und werden an architekturinteressierte Berliner Privatpersonen verkauft. Die neuen Eigentümer werden damit gleichzeitig zu Bauherren und müssen entsprechend auch wissen, was es beim Erhalt ihres Anteils der Gesamtanlage baulich wie denkmalrechtlich zu beachten gilt.?
INFORMATIONEN FÜR DIE BEWOHNER
UND ARBEITSERLEICHTERUNG FÜR DIE ÄMTER
Um dem Informationsbedarf der Bewohner und den komplexen Eigentumsverhältnissen gerecht zu werden, feiert nun ein bundesweit einzigartiges Modellprojekt Premiere: Im Rahmen einer benutzerfreundlich gestalteten Website werden sämtliche Informationen rund um die Siedlung und ihren Erhalt gesammelt und hausnummerngenau inklusive aller Details abrufbar gemacht.
Die Idee ist so einfach wie bestechend: Statt die von zwei Fachleuten der Denkmalpflege, - dem Büro Winfried Brenne Architekten sowie der Landschaftsarchitektin Katrin Lesser - zusammengetragenen Pläne, technischen Details sowie Material-, Farb- und Pflanzangaben in ausgedruckter Form zwischen mehrere Ordnerdeckel zu heften, werden alle Information zeitgemäß in einer internetbasierten Datenbankanwendung gespeichert.
Das soll nicht nur den Bewohnern und Hausbesitzern helfen, sondern wird auch die Arbeit der für Genehmigungen zuständigen Unteren Denkmalschutzbehörde Neukölln deutlich erleichtern: Alle Details können schnell und präzise recherchiert und bei Bedarf als Ausdruck weitergereicht werden. Darüberhinaus erlaubt das Medium Internet, neue Erkenntnisse einfach für alle Nutzer zu aktualisieren oder durch Querbezüge für das Verständnis wichtige Entwurfsprinzipien zu verdeutlichen.
DA STAUNEN AUCH DIE EXPERTEN:
BRUNO TAUT WAR EIN MEISTER DER VARIATION
Der Ideen- und Variantenreichtum der von Bruno Taut, Martin Wagner und dem Gartenarchitekten Leberecht Migge unter dem für die damalige Zeit revolutionären Motto "Licht, Luft und Sonne" entworfenen Siedlung überraschte selbst die Experten:
Ausgehend von einer überschaubaren Anzahl an Grundrissen sollten durch Verwendung wiederkehrender Bauteile Kosteneinsparungen im Bau realisiert werden. Das hinderte die Architekten jedoch nicht, vor Ort mit einer Fülle kleiner, sich dem interessierten Besucher erst auf den zweiten Blick erschließenden, Details einen hohen Variantenreichtum zu erzeugen. So gelang es über die bereits im Entwurf angelegte Variation der Häusertypen hinaus, die für die meisten späteren Siedlungsbauten typische Uniformität noch weiter aufzulockern.
Entsprechend umfangreich mussten jedoch auch die Details der bauzeitlichen Planung erfasst, zugeordnet, bewertet und für das Medium Internet aufbereitet werden. Aber nicht nur die historischen Entwürfe interessierten die Gutachter: Auch für die Probleme heutiger Bewohner wurde nach denkmalverträglichen und genehmigungsfähigen Lösungen gesucht. So entstand ein Katalog, wie etwa die für das Bild Siedlung typischen Türen und Fenster energetisch modernisiert und instand gesetzt werden können. Auch im öffentlichen Bewußtsein weniger präsente Teile der Siedlung, wie die straßenseitig gelegenen Bauabschnitte östlich der Buschkrugallee und Ihre Gärten, wurden untersucht.
Die Mühe hat sich gelohnt: In Zukunft können sich Bewohner, Bauherren und Behörden über eine Sucheingabe mit wenigen Klicks genau die fachgerecht aufbereiteten Informationen auf den Schirm holen, die sie und alle beteiligte Handwerksfirmen brauchen, um etwa ein Fenster in den Originaltönen streichen, es denkmalgerecht nachbauen oder energetisch optimieren zu lassen.
Zusätzlich wird die Website zur Geschichte der Siedlung informieren und über einen Forumsbereich verfügen, der beispielsweise die Suche nach Original-Bauteilen, geeigneten Handwerkern sowie Pflege- und Pflanztipps von Nachbarn erleichtert. Auch Sammelbestellungen oder hausübergreifende Renovierungsarbeiten sollen angeregt und intiiert werden. Auch das ist eine Innovation in der Denkmalvermittlung, die nur dank der speziellen Personenkonstellation vor Ort denkbar ist.
BÜRGER, FACHLEUTE UND ÄMTER
ZIEHEN GEMEINSAM AN EINEM STRANG
Möglich wurde das Projekt nämlich durch eine einzigartige Zusammenarbeit von engagierten Bewohnern und der öffentlichen Hand: Die Idee zu der jetzt vorgestellten Website entstand im Kreise des erst Ende 2007 gegründeten Vereins der "Freunde und Förderer der Hufeisensiedlung Berlin-Britz". Die daraufhin von Ben Buschfeld, einem vor Ort lebenden Experten für digitale Informationssysteme, unter Einbeziehung bereits vorhandener Gutachten der späten 1980er Jahre ausgearbeitete Konzeptstudie überzeugte die Behörden des Berliner Landesdenkmalamts spontan und gemeinsam wurde beschlossen, in der Hufeisensiedlung neue Wege zu gehen. Im Rahmen des Programms "Nationale Welterbestätten" wurden dann erfolgreich Fördermittel des Bundes beantragt.
Mehrfach kamen alle Beteiligten zusammen und diskutierten über Details des Projekts. Mit dabei war auch die – auch in Zukunft unverändert für alle Bauanträge und denkmalrechtlichen Genehmigungen zuständige – Untere Denkmalschutzbehörde Neukölln sowie der Rechtsnachfolger der GEHAG, die Deutsche Wohnen AG, die bis heute Eigentümer der Wohngeschoßbauten sowie aller noch nicht verkauften Reihenhäuser ist. Auch das für die öffentlichen Freiflächen und Platzanlagen der Siedlung zuständige Natur- und Grünflächenamt des Bezirks wurde einbezogen.
Der vor Ort vielfältig engagierte Verein hingegen übernahm die Projektsteuerung und organisierte insgesamt vier große Informationsveranstaltungen für die Bewohnerschaft. Ging es zunächst darum, das Projekt und die Ergebnisse der beiden Gutachten zu Gebäuden und Gärten vorzustellen, gibt es jetzt für die Organisatoren mit der näher rückenden Ferstigstellung des Projekts Grund zu Feiern.
LIVE-VORFÜHRUNG IN DER AULA
Rund drei Jahre nach Konzepterstellung und der Aufnahme von Gesprächen mit den Ämtern sowie rund anderthalb Jahre nach Aufnahme der gutachterlichen Arbeit können die beteiligten Partner nun zeigen, wofür der enorme und trotz einschlägiger Erfahrungen von allen Beteiligten unterschätzte Aufwand gut war. Nun wird gezeigt wie in der vom Büro buschfeld.com gestalteten und gemeinsam mit dessen Entwicklungspartner, der Berliner secu-ring GmbH, programmierten Internetseite alle Infos zu Geschichte, Bausubstanz und einzigartigen Bedeutung des privatisierten Welterbes zusammen kommen.
Nach einer kurzen Einführung durch den Berliner Landeskonservator Prof. Jörg Haspel wird Ben Buschfeld in einer Liveschaltung und Beamerpräsentation in der mehrere Hundert Besucher fassenden Aula der Fritz-Karsen-Schule präsentieren, wie die Plattform funktioniert und wie die von den Büros Brenne und Lesser erarbeiteten Unterlagen mit den Inhalten der anderen Rubriken sowie ersten interaktiven Angeboten ineinander greifen.
Anschließend lädt der Verein alle Bewohnerinnen, Bewohner und Projektbeteiligte ein, gemeinsam auf den großen Erfolg dieses ehrgeizigen und wegweisenden Projekts anzustoßen. Ein besonderer Tag für die Denkmalpflege, ein besonderer Tag für die Freunde des Hufeisens - vor Ort und weltweit.
Übersicht der beteiligten Ämter, Organisationen und Büros
- Prof. Dr. Jörg Haspel (Landeskonservator)
- Dr. Heinz-Rudolf Meißner (FFHBB e.V. Projektkoordination)
- Dr. Christoff Jenschke (FFHBB e.V., Vorsitzender)
- Winfried Brenne Architekten (Gutachtenteil Gebäude und energetische Sanierung)
- Freie Garten- und Landschaftsarchitektin Katrin Lesser (Gutachtenteil Freiflächen)
- Buschfeld.com - graphic and interface design (Konzept, Design, Gesamtumsetzung)
- Secu-ring GmbH (Programmierung)
Ansprechpartner für die Presse
- Ben Buschfeld, Büro buschfeld.com, mail@buschfeld.com, Tel: 030-25922963
- Dr. H.-Rudolf Meißner, FFHBB e.V., vorstand@hufeisensieldung.info, Tel: 030-20916168?