Die Fülle der Details – oder: Warum ein Suchformular Sinn macht

Der Ideen- und Variantenreichtum der von Bruno Taut, Martin Wagner und dem Gartenarchitekten Leberecht Migge unter dem für die damalige Zeit revolutionären Motto "Licht, Luft und Sonne" entworfenen Siedlung ist bereits vielfach gewürdigt und Teil des Mythos von Tauts Siedlungsarchitektur. Der jetzt im Rahmen der erneuerten Gutachten festgestellte tatsächliche Variantenreichtum überraschte selbst die Experten:

Ausgehend von einer überschaubaren Anzahl an Grundrissen sollten durch Verwendung wiederkehrender Bauteile Kosteneinsparungen im Bau realisiert werden. Das hinderte die Architekten, Vorarbeiter und Bautrupps anschenend jedoch nicht, vor Ort – vermutlich quasi spontan improvisierend und sich der Gelände- und Bausituation anpassend – mit einer Fülle kleiner, sich dem interessierten Besucher erst auf den zweiten Blick erschließenden, Details einen hohen Variantenreichtum zu erzeugen. So gelang es über die bereits im Entwurf angelegte Variation der Häusertypen hinaus, die für die meisten späteren Siedlungsbauten typische Uniformität noch weiter aufzulockern.

Entsprechend umfangreich mussten jedoch auch in Gutachten wie Informationsplattform die Details der bauzeitlichen Planung erfasst, zugeordnet und für das Medium Internet aufbereitet werden. So stellte sich heraus, dass von den insgesamt 679 Reihenhäusern 162 Häuser in der Summe Ihrer Details reine "Einzelstücke" ohne Doppelgänger sind, und nur 133 Häuser zu einer baugleichen Gruppe von je 2 bis max. 20 Häuser gehören. Beides zusammengenommen führte dazu, dass allein im Bereich der Gebäude 295 Detailtypen unterschieden wurden.

Das allein ist schon mehr als beachtlich und erstaunlich - um das Ausmass der Variantenfülle jedoch wirklich zu erfassen, ist erstens anzumerken, dass von Seiten der Gutachter für den Gebäudeteil die siedlungstypischen spiegelbildlichen Grundrisse noch nicht als Unterscheidungskriterium gezählt wurden und es zweitens bei der Erfassung ausschließlich um bereits zur Bauzeit angelegte Details - und keineswegs um eventuell später erfolgte Umbauten - handelt. Ähnlich verhält sich die Sachlage bei den Gärten. Auch hier mussten nach genauer zeichnerischer Bestandsaufnahme viele Hundert Typen unterschieden werden, will man in allen Details richtige Angaben haben. Erschwerend kommt hinzu, dass die Gruppen von identischen Häusern nicht deckungsgleich sind mit denen von identischen Gärten.

Auch, und zum Teil erstmalig, mit erfasst wurden die Wohngeschosseinheiten inklusive der Mietergärten aller sechs Bauabschnitte. Insgesamt umfasst der denkmalgeschützte Bereich der Siedlung rund 1.280 Wohnungen. Hier ist der Grad der Einheitlichkeit zwar höher als bei den Reihenhäusern, doch auch diese Zahl musste von dem System und allen Beteiligten erfasst werden.

Auch wenn im Sinne einer verständlichen Darstellung bei einigen Details existierende Varianten in Ihrer Darstellung im Plan zusammengefasst wurden – vor dem Hintergrund dieser enormen Detailfülle wird ersichtlich, dass für die Bedienbarkeit und Übersicht innerhalb der Informationsplattform nur eine hausnummerngenaue Suche zu einer präzisen und korrekten Darstellung aller Haus-, Garten- und Plandetails führen kann. Diese Möglichkeit müssen auch die Bewohner, insbesondere die Einzelhausbesitzer an die Hand bekommen um die Behörden wirklich zu entlasten, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Fehlentwicklungen oder gar Rückbauverfügungen zu vermeiden.


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