04.02.2013

Veranstaltungs-Tipp: Themenjahr "Zerstörte Vielfalt" aus Britzer Perspektive

Anläßlich der Machtübernahme durch die NSDAP vor 80 Jahren werden unter dem Titel "Zerstörte Vielfalt" in Berlin zahlreiche Ausstellungen gezeigt. Hierbei rückt auch die Hufeisensiedlung ins Zentrum des Interesses.


Viele werden die Tage bereits die großräumig geklebten Plakate bemerkt oder aus den Medien davon erfahren haben:

Programmübersicht zum Berliner Themenjahr

Überall in der Stadt - vom Deutschen Historischen Museum, über die verschiedenenen NS-Gedenkstätten, in 40 dezentralen Projekten sowie vielen Installationen im öffentlichen Raum - können Geschichtsinteressierte mehr über den Beginn des unrühmlichsten Kapitels der Deutschen Geschichte und die Schicksale und Lebenswege von rund 200 Personen erfahren. Eine gute Übersicht über die knapp 500 Einzelprojekte finden Sie unter www.berlin.de/2013.

DGB-Website zum Genossenschaftlichen Wohnungsbau

Aus Anlass des 80. Gedenktages zur Zerschlagung der Gewerkschaften hat der Deutsche Gewerkschaftsbund im Rahmen des Themenjahrs eine Themenseite aufgelegt, die die Bedeutung der Gewerkschaften für den Genossenschaftlichen Wohnungsbau der 1920 und 30er Jahre erläutern soll - unter anderem am Beispiel der Hufeisensiedlung.

Ausgewählte Biografien in der Ausstellung der Info-Station

Aber auch in der traditionell politisch eher linken Hufeisensiedlung und in Britz wurde der politische Machtwechsel schnell spürbar und führte leider auch für manche Bewohner zu Umbrüchen, Repressionen, politischen Verfolgungen und Deportationen. Einen ersten kleinen Einblick bietet bereits die kleine Auswahl an Biografien, die Teil der Ausstellung der von dem Verein mit betriebenen Info-Station ist. Wenn Sie Café und Ausstellung noch nicht kennen, möchten wir Sie hiermit noch mal ganz herzlich einladen, diese demnächst einfach mal zu besuchen. Geöffnet ist die Ausstellung im Sommer jeden Freitag und Sonntag von 14-18 Uhr. Gelegentlich findet dort auch noch ein kleines Kulturprogramm statt, wie etwa das Gitarrenkonzert von Ben Buschfeld am 19.4. Toll wäre es auch, wenn sich noch mehr Bewohner finden würden, die den Verein beim rein ehrenamtlichen Betrieb von Café und Ausstellung unterstützen würden - sei es durch Kuchenspenden oder durch Arbeit hinterm Tresen. Bei Interesse nehmen Sie bitte Kontakt auf. Nur so kann der Betrieb des Cafés auch langfristig gesichert werden.

Interview mit Eberhard Grashoff im Programm von Inforadio

Auch der Sender Inforadio will mit einem "Wegmarken" genannten Format das Themenjahr inhaltlich begleiten. Die Sendereihe führt Hörer an Orte, wo deutlich wird, was die nationalsozialistische Herrschaft im Alltag konkret bedeutete und veränderte. Erster Ort des Interesses ist die Hufeisensiedlung. Hier führen die Reporter ein sehr interessantes Interview mit Eberhard Grashoff über dessen Kindheit und Jugend in Britz. Dort erzählt der später selbst politisch aktive Sohn des ehemaligen Verwalters der GEHAG aus seinen Erinnerungen - unter anderen auch über Gertrud Seele, für die Ende 2012 ein Stolperstein nahe des U-Bahnhof- Ausgangs Parchimer Allee gelegt wurde, oder einige in der Ausstellung gezeigten Persönlichkeiten.

Ausstellung zur Machtergreifung im Museum Neukölln

Am 17. Mai wird dann im Museum Neukölln im Kultur- und Gutshof Britz die Ausstellung "Ende einer Idylle? Die Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung vor und nach 1933" eröffnet, in deren Rahmen das Team des Museums sehr umfassende und bewegende Forschungsergebnisse präsentieren wird. Sie zeigt unter anderem, wo und wie die neuen Machthaber in der traditionell politisch links orientierten Bewohnerschaft Fuss zu fassen suchten. Bereits jetzt werden im Blog-Bereich des Museums Biografien einzelner Bewohner vorgestellt.

Triennale der Moderne - Berlin Dessau Weimar

1933 war nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Moderne in Kunst, Architektur und Design ein Jahr dramatischer Umbrüche. Es war das Jahr, in dem die fortschrittlich gesinnte Bauhaus-Schule nach ihrem letzten Umzug von Dessau nach Berlin endgültig geschlossen und die Hauptstadt insgesamt zum Schauplatz scharfer kultureller Auseinandersetzungen wurde. Im Zuge der einsetzenden Repressionen gingen viele Vordenker und Protagonisten der modernen Gestaltung und Gesinnung ins politische Exil und emigrierten ins Ausland, unter ihnen auch Bruno Taut und Stadtbaurat Martin Wagner.

Neben Weimar und Dessau verfügt insbesondere Berlin über zahlreiche Bauten und Denkmäler der so genannten "Moderne". Aus den Berliner Denkmälern ragen besonders die 2008 gemeinsam zum UNESCO-Welterbe erklärten sechs Wohnsiedlungen hervor, zu denen auch die Hufeisensiedlung bzw. die Großsiedlung Britz zählt und die zur Zeit der Weimarer Rebuplik nicht zuletzt auch Ausdruck eines sozialpolitischen Reformprogramms waren. Dieses bis heute weltweit als Vorbild dienende architektonische und städtebauliche Erbe der 1920- und 30er Jahre soll im Rahmen der vom 27.9. bis zum 13.10.2013 in Berlin, Dessau und Weimar stattfindenden Triennale der Moderne besonders gewürdigt werden.

Infomaterial zum Thema und der im Dreijahres-Zeitraum geplanten Veranstaltung befindet sich derzeit in Vorbereitung und wird in den nächsten Monaten auch im Café in der Info-Station ausliegen.

 

Links zum Thema

Berlin.de: Programmübersicht zum Themenjahr Zerstörte Vielfalt
Ausstellung in der Info-Station: Infos zu Geschichte und einzelnen Biografien

Projekt- und Gedenkseite des DGB zum Genossenschaftlichen Wohnungsbau
Info-Radio: Interview mit Eberhard Grashoff
Ankündigung der Wechselausstellung im Museum Neukölln
Triennale der Moderne - Berlin Dessau Weimar 2013 (Website noch in Vorbereitung)